TITELTHEMA Salz: die spannende Geschichte eines ganz besonderen Rohstoffs Vom „weißen Gold“ zum billigen Allerweltsprodukt: Die Geschichte des Salzes begann schon früh und ist geprägt vom Kampf um Reichtum und Macht. Städte erlangten Wohlstand durch den Handel mit dem begehrten Gut, die Rö- mer nutzten es zeitweise als Zahlungs- mittel und Regierungen gerieten wegen einer Salzsteuer ins Wanken. Erst die industrielle Gewinnung machte den für uns Menschen lebenswichtigen Rohstoff für jedermann erschwinglich. Wussten Sie übrigens, dass Salz heutzutage nur noch zu einem geringen Teil zum Würzen verwendet wird? gelehrte Cassiodorus vor über 1.500 Jahren. Weil es einen so hohen Stellen- wert besaß, wurden römische Soldaten und Söldner zeitweise mit Salz bezahlt. Das Wort Salär, was Sold oder Lohn bedeutet, geht auf das lateinische Wort „salarium“ für „Salzration“ zurück. Weil auch das Binnenland in den Genuss des begehrten Gutes aus dem Mittelmeer kommen sollte, führte die Via Salaria, die Salzstraße, von Rom an die Adriaküste. Salz – auch Kochsalz, Tafelsalz, Speise- salz – wird oft als Gewürz bezeichnet. Aber es ist ein Mineral, denn es besteht hauptsächlich aus Natriumchlorid (NaCl). Gewonnen wird es als Meersalz durch Verdunstung oder unterirdisch durch den Abbau von Steinsalz. Wird Steinsalz mit Wasser aus dem Gestein gelöst, entsteht Sole, aus der man durch Kochen und Verdampfen das sogenannte Siedesalz gewinnt. Erst nach der Reini- gung, dem Raffinieren, erhält man den Stoff, den wir als „Salz“ bezeichnen. Sehr vielseitige Verwendung Man vermutet, dass Menschen schon in der Jungsteinzeit Salz gewannen, als sie sesshaft wurden und begannen, Land- wirtschaft und Viehzucht zu betreiben. Auch die Hochkulturen der Römer, Ägyp- ter und Babylonier schätzten das weiße Granulat zum Würzen und Konservieren, die Ägypter verwendeten es zusätzlich zum Mumifizieren von Leichnamen. „Der Mensch kann ohne Gold, aber nicht ohne Salz leben", befand der römische Schrift- Abbau schon vor 7.000 Jahren In den nördlicheren, kälteren Regionen Europas gewannen die Menschen Salz nicht durch Verdunstung mithilfe der Sonne, sondern durch den Abbau in Bergwerken oder durch das Sieden von Sole. Im heutigen österreichischen Hall- stadt, dem ältesten bekannten Bergwerk der Welt, schürften die Kelten bereits vor 7.000 Jahren das weiße Granulat und nutzten die natürlichen Salzwas- servorkommen, so wie in Schwäbisch Hall. „Hall“ ist die keltische Bedeutung für „Salz“ und deutet noch heute auf die Bedeutung des Rohstoffs für die Entste- hung und Entwicklung der betreffenden Städte hin. Beispiele hierfür sind eben- falls Hallstadt, Bad Reichenhall, Hall in Tirol oder eben Salzgitter, Salzungen, Salzach oder Bad Salzuflen. Von hier und anderen Produktionsstätten aus wurde der kostbare Rohstoff auf den Salzstra- ßen durch ganz Europa transportiert, zum Beispiel auf der „Alten Salzstraße“ zwischen Lüneburg und Lübeck, dem „Goldenen Steig“ von Passau nach Böhmen oder auf der „Route du Sel“, die das französische Royatal durchquerte und bis nach Norditalien reichte. Sogar nach Asien, Persien und Arabien führten Handelswege. Lüneburg besaß Salzmonopol Im frühen Mittelalter entstanden die Salinen, die Salzwerke. Künstlich ge- schaffene Sole, die man durch Auswa- schung salzhaltigen Gesteins gewonnen hatte, wurde hier über Tage so lange gesiedet, bis man festes Salz erhielt – wie zum Beispiel in Bad Reichenhall oder Lüneburg, welches das Salzmono- pol der Hanse im norddeutschen Raum besaß. Um die Salzsiedefeuer Tag und Nacht lodern zu lassen, wurden die einst dichten Wälder rund um die Stadt abge- holzt, was die heutige Heidelandschaft hervorbrachte. Anlass zum Aufstand Mit der wachsenden Zahl der Bevölke- rung stieg auch der Bedarf und damit die Nachfrage nach dem begehrten Gut. Städte, die Salz produzierten und damit handelten, florierten. Auch Könige und Landesfürsten profitierten, indem sie den einträglichen Handel und die Produktion mit Zöllen und Steuern 4